1. Etappe: Zürich - Bilbao
Höhenprofil der ersten drei Etappen
Dienstag, 11. Mai
Die Verabschiedung von den Kindern fällt nicht leicht. Noch nie habe ich sie für so lange Zeit nicht gesehen. Meine Frau fährt mich mit dem Auto zum Flughafen. Das Check in, vor allem auch mit dem Fahrrad, klappt tadellos; Ich habe es in eine Kartonkiste verpacken lassen, obwohl dies nicht Vorschrift ist. Diese Investition lohnt sich auf jeden Fall. Beim Auspacken bleiben einem so böse Überraschungen erspart. Was könnte einem mehr ärgern, als mit einem defekten Fahrrad am Flughafen zu stehen? Nach der gebührenden Verabschiedung von meiner Frau geht es endlich los. Ich sitze im Flugzeug der Air Berlin. Die Motoren sind an und wir scheinen pünktlich zu starten. Es ist leicht bewölkt und ca. 13 Grad. Die Vorzeichen für diese Pilgerreise könnten nicht schlechter stehen. Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull spuckte seit Wochen so viel Asche in die Luft, dass sämtliche Flugplätze in Nordspanien schliessen mussten und ich erst seit zwei Tagen weiss, dass ich wirklich reisen kann.
Einer alten Pilgertradition gemäss habe ich von Freunden und Familienmitgliedern kleine Zettel mit, auf denen sie Wünsche und Gebete notiert haben. Ich werde diese in Finisterre verbrennen. Erste Zweifel quälen mich, komme ich mit der Einsamkeit zu recht, schaffe ich die physische Anstrengung? Wird mich die Reise verändern oder noch schlimmer unbeeindruckt lassen? Meine bisherigen Reisen haben mich immer sehr stark beeinflusst.
15:42
Ich sitze im zweiten Flugzeug nach Bilbao. Noch eine Stunde und dann geht’s wirklich los. Im Moment bin ich froh, noch viele Menschen zu sehen, bevor ich meine Reise zu mir selbst beginne!
16:48
Bin am Flughafen von Bilbao und warte auf mein Gepäck. Es hat schon ein paar trostlose Gestalten, die nach Jakobsweg aussehen. Wie sehen die erst aus, wenn sie in Santiago ankommen. Ich wage auch für mich keine Prognose. Das Fahrrad kommt in gutem Zustand an und ich habe in einer halben Stunde alles zusammengebaut und bin bereit für die Abfahrt. Es ist kalt und nieselt leicht. Ich fühle mich unendlich einsam und kann nicht verstehen, wie ich mich auf eine solch trostlose Reise einlassen konnte. Ich werde heute in Bilbao übernachten und morgen mit dem Bus nach Pamplona fahren, wo die Reise im eigentlichen Sinne beginnt.
Der Transfer vom Flughafen in die Stadt ist eine einzige Plackerei. Es geht konstant den Berg hinauf und zum ersten Mal wird mir bewusst, mit wie viel Gepäck ich wirklich unterwegs bin. Ich habe zu Hause nie unter Volllast trainiert, was ich jetzt bitter bereue. Zum Glück habe ich ein Hotelzimmer gebucht, so dass ich wenigstens heute ein klares Ziel vor Augen habe. Gleich zu Beginn der Reise muss ich auch erfahren, wie gefährlich es ist, wenn man sich blind auf das Navigationssystem verlässt, bzw. wenn man dieses nicht beherrscht. Nach wenigen Kilometern bin ich nämlich auf die Autobahn gelangt, wo die Autos wie Geschosse an mir vorbeiflitzten. Bei der Einfahrt in Bilbao habe ich dann ein erstes Mal die halbe Packung mitten auf der Strasse verloren, was ein kleineres Verkehrschaos ausgelöst hat. Nachdem ich das Hotel gefunden habe und auch sehr damit zufrieden bin, organisiere ich noch das Busticket für die morgige Fahrt nach Pamplona.
21:02
Ich habe alles und bin erledigt. Endlich ein Bier in einer Bar 50 Meter vom Hotel entfernt.
Fotos der ersten Etappe