5. Etappe: Belorado - Burgos


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Samstag den 15. Mai 2010 - 69 Kilometer

06:35

Habe wegen oder trotz des vielen Weines nicht schlecht geschlafen. Ich bin unglaublich früh wach und trotzdem schon wieder fast der Letzte. Der Holländer ist auch schon auf. Wir machen kurze Lagebesprechung und vertiefen uns über der Karte. Er deutet das als Zeichen, dass ich ein Stück mit ihm fahren möchte und gibt mir zu verstehen, dass er alleine fahren will. Das ist auch in meinem Sinne. Eines der Dinge, die ich auf dem Camino gelernt habe ist, dass ein jeder seinem eigenen Takt folgen muss. Gerade wegen dieser Erfahrung wollte ich ja auch unbedingt alleine diesen Weg machen.

09:24

Ich mache ein Pause und wieder spüre ich diese unendliche Ruhe in mir. Es wird wärmer, die Sonne scheint zwischen den Wolken durch.

11:02

6% Steigung und kein Ende. Die Anfahrt zum Puerto de la Pedraja ist anstrengend. Es ist wieder eiskalt geworden und gleichzeitig bin ich von Innen nass vom Schwitzen. In solchen Momenten lohnt es sich wirklich, gute Sportkleider zu haben, welche mit solch schwierigen Bedingungen einigermassen klar kommen. Ich habe heute schon zum dritten Mal diesen alten Holländer gesehen, der sich verirrt und auf mirakulöse Art und weise wieder hervorgekommen ist. Das gemeinsame Gelächter wird bei jeder Begegnung grösser. Bin gespannt, ob wir uns nochmals sehen.

Jetzt hat es noch zu Hageln begonnen. Ich mache eine kleine Pause in einem Restaurant und treffe die 66jährige Bayerin. Sie hat sich in den Pyrenäen bei Schneefall verlaufen und wäre fast erfroren. Die Feuerwehr hat sie im letzten Moment - völlig durchnässt - gefunden und in den Spital gebracht. Diese Frau läuft in ihrem Alter täglich bis zu 30 Kilometer. Was für ein Urviech. Sie hat mir erzählt, dass sie zwei Söhne hat und ihre grösste Sorge war, dass diese nicht schwul werden. Das sagt mir diese kleine, zähe Frau und zeigt mir mit einem breiten Grinsen ihre schneeweissen Zähne.

15:26

Endlich ist es wärmer. Ich bin noch 23 Kilometer von Burgos entfernt. Immer gegen Mittag kommt starker Gegenwind auf. Mich befremdet, dass sich die Pilger oft per Sie anreden. Das passt so gar nicht zum Gemeinschaftsgefühl, dass ich empfinde.

Ich habe schon seit langem das Bedürfnis, in eine Kirche zu gehen, möchte aber mein voll bepacktes Bike nicht unbeaufsichtigt stehen lassen. Ich sitze jetzt auf einer Holzbank vor einer kleinen Kirche in einem gottverlassenen Ort.

17:04

Bin in Burgos angekommen; ausgesprochen schöne Stadt und das Refugio ist einfach unschlagbar. Direkt hinter der Kathedrale mit allem, was es braucht und das für 3 Euro.

Ich habe die Kathedrale besucht, sie ist wunderschön. Auf dem Heimweg habe ich eine dieser Pilgermuscheln gekauft, die überall angeboten werden. Diese mache ich jetzt gut sichtbar an meinem Gepäck an.

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